2. September 2006

Werner Weiss ist Ingenieur und einer der Gründer der "Arge Erneuerbare Energie". Die AEE ist seit Jahren mit Projekten in Afrika präsent, vor allen in Uganda und Simbabwe. Weiss hat den Kontinent auch bereist. "Um die Situation besser kennenzulernen."

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Er fuhr mit seiner Familie "von Kapstadt bis Kairo." Was vielen Menschen dort seltsam vorkam. Daß jemand ohne praktischen Anlaß so eine Fahrt macht. (Erinnert mich an Heinrich Harrer, der schrieb, daß die Tibeter ihn für einen Dummkopf hielten, weil er ohne nachvollziehbaren Grund die Berge hinaufgestiegen war.)

Weiss sagt, wir hätten hier eine viel zu düstere Ansicht von Afrika. Auch was gerne kolportierte Gefahren anginge, könne er vieles nicht bestätigen. Selbst wenn der Kontinent natürlich nennenswerte Probleme habe.

Was seine praktischen Erfahrungen in den Projekten angeht, betont Weiss vor allem die kulturellen Kontraste, die einen Europäer sehr leicht zu Fehleinschätzungen brächten. Viele Motive und Intentionen afrikanischer Menschen unterscheiden sich offenbar so grundlegend von den europäischen, daß Weiss es für eher leichtsinnig hielte, mit sehr eigenen Vorstellungen und unüberprüftem Konsens Dinge in Afrika anzupacken.

Cut!

Was macht das Zentrum von "Zivilisation" aus? Gewaltverzicht. Unsere Kultur hat nahegelegt, dem Staat ein Gewaltmonopol zu übergeben, das einem strengem Reglement unterliegt. Außerhalb dieses Reglements ist es niemandem gestattet Gewalt auszuüben. Wir haben unter anderem eine Exekutive, deren Aufgabe es ist, dieses Regelsystem und seine Einhaltung sicherzustellen.

"Der Standard"-Kolumnist Hans Rauscher verfaßte diese Woche einen sehr beunruhigenden Kommentar.

Auf dem Boulevard wird dazu gerne angemerkt, man habe es ja mit keinen Chorknaben, sondern oft mit Delinquenten zu tun. Das ist bloß, selbst wo es zutrifft, in dieser Sache völlig irrelevant.

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Es darf niemand, am allerwenigsten die Polizei unseres Landes, jemanden verletzen, foltern und mit dem Tod bedrohen. Nicht bloß, weil dadurch den Opfern irreversible Beschädigungen zugefügt werden und weil das ein furchterregendes Statement gegenüber allen Flüchtlingen im Lande ist.

Auch weil damit unser eigener Grundkonsens des Gewaltverzichts und somit ein Fundament dieser Gesellschaft angegriffen wird. Ein höchst empfindliches Gut, ohne welches keine Demokratie längerfristig bestehen könnte. Wenn also die autorisierte Staatsgewalt in diesem Punkt die Regeln bricht, bedroht uns das alle.

Die historischen Erfahrungen Österreichs sind überdies bei solchen Themen ganz und gar unmißverständlich. Ich bin sehr erstaunt, daß unsere Innenministerin nicht extrem alarmiert bis höchst beunruhigt ist.

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(Quelle: "Kleine Zeitung")

[martin]

[Foto: Krusche] [Links & Quellen]


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