20. September 2006

Ich hatte gerade Somalia auf die Liste gesetzt, die wachsende Übersicht Afrikas, mit der man sich einen Eindruck verschaffen kann, welches Land sich auf diesem riesigen Kontinent wo befindet.

Abdi Hassan, der im Nil die Computersysteme betreut, stammt aus Somalia. Hier sieht man ihn auf der Laufstrecke:

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Im aktuellen "profil" ist zu lesen: "1995 - 2004 / Insgesamt 13 Versuche, dem staatenlosen Land zu einer Regierung zu verhelfen, scheitern." 1993 hatten somalische Milizen amerikanische Marines so schwer geschlagen, daß Amerika seine Truppen abzog.

Momentan ist Somalia im Gerede, weil ein islamisches Regime unter Scheich Hassan Dahir Aweys jene Warlords vertrieben hat, unter denen das Land nun so lange im völligen Chaos war. Im "profil" heißt es:

log37b.jpg (28091 Byte)

Die Notiz besagt unmißverständlich, daß von den USA unterstützte Kräfte das Land in einem furchtbaren Zustand gehalten haben. Und daß nun islamisch orientierte Kräfte die Kontrolle in Mogadischu übernommen hätten.

In leichtfertigen Debatten über angebliche Frontstellungen zwischen "christlichem Westen" und Islam fällt leicht unter den Tisch, wie lange und ausdauernd europäische Mächte in Afrika und in arabischen Ländern sich zum eigenen Vorteil eingemischt, breit gemacht haben. Am Beispiel Somalia: "1. Juli 1960: Das teils britisch, teils italienisch kolonialisierte Somalia wird unabhängig." Und war dann doch weiter, wie viele andere Länder, Spielball im Kalten Krieg.

Was immer wir an arabischen und / oder afrikanischen Ländern für kritikwürdig halten, Europa hat meist seine Anteile an den Entwicklungen, also auch an den Problemen ... und zwar mindestens seit dem 19. Jahrhundert. Es ist demnach höchst klärungsbedürftig, aus genau welcher Position wir Kritik formulieren und an wen wir sie adressieren. Vor allem, um die eigene Verstrickung in Mißstände, die man aufzeigen möchte, nicht zu unterschlagen

[martin]

[Fotos: Krusche] [Links & Quellen]


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