Input #3 / Baodo Ein kleiner Rückblick
Von Karin Zilian
1998 wurde im Verein Zebra die Jugendarbeit mit
traumatisierten Flüchtlingen begonnen. Es gab neben einzeltherapeutischer Begleitung auch
wöchentliche Gruppentreffen, mit dem Ziel, bei den gegebenen Unterschiedlichkeiten auch
Gemeinsamkeiten zu finden und damit das Wohlbefinden zu unterstützen.
Ich setze prinzipiell gerne kreative Methoden ein; wie
malen, tanzen, musizieren, gemeinsam kochen ect. Und es konnte so eine gemeinsame Sprache
in dieser Buntheit der Nationalitäten und unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmer
gefunden werden.
Veronika Dreier kannte ich über Jahre schon privat. Durch
ihr Sozialkunst-Projekt "Abseits vom Netz" reifte in mir die Idee, Veronika in
die psychotherapeutische Jugendgruppe einzuladen. In Form eines Workshops konnten die
Jugendlichen unter dem wachsamen, künstlerischen Auge von Veronika Dreier malen ... Die
Teilnehmer und Veronika hatten viel Spaß bei diesem "Experimentieren mit der
Farbe" und es entstanden einige sehr gelungene "Kunstwerke".
Veronika war dann der Meinung, daß diese Kunstwerke der
Öffentlichkeit präsentiert werden könnten. Mit großem Einsatz arrangierte sie die
erste Vernissage und es folgten ja derer noch viele. Für mich als Psychotherapeutin
standen vor allem die psychischen Auswirkungen dieser "Kreativ-Nachmittage" im
Vordergrund, wie die offensichtliche Streßreduktion und die Stärkung des
Selbstvertrauens, des Selbstwertes.
Die Jugendlichen erlebten sich in der Öffentlichkeit
erstmals nicht nur als "Nehmende", sondern auch als "Gebende" und
sammelten Erfahrungen in der Teamarbeit. Da ja nicht alle in der Gruppe mit dem Medium
"Malen" korrespondierten, gab es deshalb auch andere Angebote, wie schreiben,
musizieren, tanzen und kochen. Die öffentlichen Auftritte wurden jeweils von diesem
Teamwork umrahmt, wobei einige sich mit der Produktion von Speisen und Getränken
beschäftigten, andere mit den Trommeln den Ton angaben für die Tänzer und das
tanzlustige Publikum.
Erwähnenswert und wichtig sind die damaligen
Lebensbedingungen der Flüchtlinge. Es gab damals keine "Grundversorgung" (seit
2004), außer der Unterkunft und Verpflegung, kein Geld für den Eigenbedarf. Mit viel
Glück konnten Einzelne als Prospektverteiler oder Megaphon-Verkäufer sich
Einnahmen sichern.
Bei den Ausstellungen fanden einige Kunstwerke ihre
Käufer, die Musiker erhielten öfters kleine Folge-Auftritte gegen Bezahlung und die
fremde Küche war auch beliebt. Alle Erträge von den gemeinsamen Auftritten wurden
gleichmäßig aufgeteilt.
Zusätzlich fand Veronika durch ihre Rührigkeit Sponsoren
für diverse Nebenkosten (Material ect.); Konzepte und Projektanträge wurden geschrieben.
Mit der Zeit wurden die Aufträge immer umfangreicher, wuchsen über die steirische
Grenzen hinaus und sprengten zunehmend den Rahmen meiner eigentlichen Aufgabe als
Psychotherapeutin im Verein Zebra.
Die Rahmenbedingungen, wie entsprechende Räumlichkeiten
und Zeitressourcen, waren sehr begrenzt und so mußten wir, wenn es weitergehen sollte,
nach Alternativen suchen. Das führte unter anderem dann zur Gründung des Vereins
"Baodo".
Nachdem Veronika Dreier mit ihrem Kämpfergeist weitere
Projekte an Land zog und dieser Bereich zunehmend professioneller wurde, mußte auch ich
eine Entscheidung treffen und das "Zurück zu den Wurzeln" ernst nehmen. Meine
begrenzten Zeitressourcen bedeuteten Abschied nehmen vom Verein Baodo, denn auf zwei
Hochzeiten läßt sich nicht gut gleichzeitig tanzen.
Jetzt bin ich wieder voll im Einsatz bei der nach wie vor
bestehenden psychotherapeutischen Jugendgruppe und Einzeltherapie, beobachte gelegentlich
das bunte Treiben, und wenn ich das Gefühl habe, daß ein Schützling gerne mehr in
diesem Bereich werken möchte, warum nicht? Es geht ja weiter ...
+) Inputs
(Overview)
+) Verein Zebra: LINK
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