12. August 2006 Wo war das bloß vorgekommen? Daß ein Weißer (vergeblich) in ein
Faß voll Indigo gesteckt worden war, um ihn dunkler zu machen. Ich hatte mich beim gestrigen Meeting amüsiert, daß in einer Runde mit
Afrikanern die Metapher vom "schwarzen Schaf" vorkommen konnte. (Die freilich
keinerlei dahingehenden Bezug, sondern ganz anderen Ursprung hat.)

[Harry Krenn und Enks. Foto:
Krusche]
Es war von Delinquenten die Rede gewesen; was
sie an Hilfe brauchten, um nach der Entlassung nicht rückfällig zu werden. Es ging auch
um Prophylaxe. So oder so sollen Pastoren und Evangelisten Zugang zu Gefangenen bekommen.
Harry Krenn hatte erzählt, daß etwa das
Drogenthema vergleichweise für die religiösen Muslime kein Thema sei. Natürlich gäbe
es auch unter Muslimen (genau!) schwarze Schafe. Aber die Strenggläubigen würden
Trinken, Rauchen und alles was mit Drogen zu tun hat strikt meiden.
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In der Nacht ist es
mir dann eingefallen. Wo die Indigo-Geschichte vorkommt. Werner Herzog hat mit Klaus
Kinsky den Film "Cobra
Verde" gedreht. Der basiert auf einem Buch von Bruce Chatwin: "Der
Vizekönig von Ouidah". Die Geschichte der historisch belegten Figur des
Sklavenhändlers Francisco Manoel da Silva. Den man
in Dahomey, dem späteren Benin, eben mit Indigo umzufärben versuchte. Weil Weiß als die
Farbe des Todes und der Unsterblichen galt. Weshalb es im 19. Jahrhundert tabu gewesen
sein soll, einen weißen Mann zu töten. Demnach mußte er dunkler werden.
Beim durchblättern stieß ich auf eine kuriose Stelle, an
der da Silva dem Banditen Cobra Verde begegnet: |

Cut!
Die Buchten von Benin waren übrigens, neben Biafra, ein sehr aktiver
Umschlagplatz für den Sklavenhandel. Europäer waren seinerzeit gegen einige Belastungen
(wie Malaria) nicht fit zu machen. Weshalb es Mittelsleute gab, die Sklaven aus dem
Landesinneren beschafften und an die Küste brachten.
Betrachtet man genauer, wie vor allem
europäische Mächte im 19. und frühen 20. Jahrhundert sich in Afrika bedient haben,
kommt man zu furchterregenden Befunden. Worüber hier wohl noch zu reden sein wird.
Wozu mir im Moment noch ein launiges Statement einfällt,
das mir vor einiger Zeit zugesandt wurde. Und das von der Vorstellung einer
"europäischen Ethik" handelt. Die ich mir allerdings nicht so genau vorstellen
kann. Was genau soll denn das sein, eine "europäischen Ethik"? Ich ahne: nichts
weiter als ein übliches eurozentristisches Konstrukt. Aber hier mal das Statement:
>>und du bist auch so ein amerikageiles
oststeirisches kukuruzzenschweinchen, dass fuer den flimmertraum auf die europaeische
ethik und auf die europaeische fahne kackt, und die europaeische avantgarde zynisch
verhunzt, weil sie zu dumm dafuer ist<<
Das ist durchaus mit einigem Einfallsreichtum
dahinformuliert. Ich sammle solche Artigkeiten, die mich immer wieder erreichen. Denn das
ist ja amüsanter Stoff, wenn man ihn sich nicht gar so sehr zu Herzen nimmt. (Hier meine
"kleine Enzyklopädie der Beschimpfungen", geordnet nach a] Allgemeine
Verwünschungen, b] Bemerkenswerte Kreationen und neuerdings auch c] Bonus-Track: LINK.)
[martin]
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